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Mit dem Film als Leitmedium des 20.Jahrhunderts wurde die sichtbare Oberfläche der Welt zum Spiegel ästhetischer Projektionen: Das Primat des fotografischen Abbilds, gepaart mit der Suggestion rastlos bewegter Gegenwart wurde wahrnehmungsbestimmend. Die zentralen Veränderungen in den Künsten, die man bisher mit Begriffen wie Modernismus, Avantgarde oder Postmoderne zu fassen suchte, leiten sich nicht zuletzt von diesem filmischen Dispositiv her. Ist die Geschichte dieser Wechselwirkungen für den Roman bereits erkannt worden, so wurde sie für die Lyrik, die Wolfgang Iser noch 1966 das "Paradigma der Moderne" nannte, noch kaum beleuchtet. Dabei war es die Lyrik, in deren Metaphern- und Formexperimenten sich die filmische Weltrepräsentation niederschlug. Seit Apollinaire das Kino als Hauptinspirationsquelle des modernen Dichters pries, hat es immer wieder Lyriker gegeben, die sich in ihrem Schaffen auf den Film beriefen. Röhnert verfolgt die Tradition lyrischer Filmrezeption am Beispiel der französischen, amerikanischen und deutschsprachigen Lyrik und legt mit den exemplarischen Einzelstudien zu Blaise Cendrars, John Ashbery und Rolf Dieter Brinkmann die umfangreichsten Untersuchungen vor, die zu diesen Autoren bislang auf Deutsch erschienen sind.