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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es kaum eine christlich-mythologische Frauengestalt, die Kunst und Literatur so sehr faszinierte wie Salome, das Mädchen, das laut der biblischen Überlieferung Johannes den Täufer um den Kopf gebracht hatte. Sie galt den Zeitgenossen als Inkarnation weiblicher Grausamkeit, aber auch als Verkörperung idealer Schönheit und purer Erotik. Warum sie als fatale Weiblichkeitsimagination rezipiert wurde, in welchen Facetten das geschah und welche Verbindungen Salome dadurch mit anderen Femmes fatales einging, ist eine zentrale Fragestellung dieser Untersuchung. Ausgehend von den historischen Grundlagen des Salome-Mythos in der Bibel und der danach einsetzenden Rezeptionsgeschichte bis ins 19. Jahrhundert, beschäftigt sich die Studie mit einer Auswahl von Bearbeitungen des Stoffes um die Jahrhundertwende, um so das zeitgenössische Verständnis für das fatale Mädchen zu hinterfragen. Unter den ausgewählten Werken finden sich natürlich auch die drei großen Salome-Dichtungen von Wilde, Flaubert und Mallarmé, doch wird hier vor allem auch auf die vielfältige deutschsprachige Salome-Rezeption eingegangen, die bisher in der Wissenschaft kaum beachtet wurde.